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EU-Mittel für Polen sinnvoll nutzen

Beim zurückliegenden Treffen des Deutsch-Polnischen Wirtschaftskreises am 10. Oktober 2014 konnten die zirka 20 Besucher die Polen-Expertin Beatrice Repetzki begrüßen, die für die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH, Germany Trade & Invest (gtai), berichtet. Ihre Kernbotschaft: 82 Milliarden Euro EU-Mittel stehen im Zeitraum von 2014 bis 2020 Polen zur Verfügung.

Vier Milliarden davon für grenzüberschreitende Verkehrsplanung, 78 Milliarden für

unterschiedliche Bereiche wie Infrastruktur, Energieversorgung, Umweltschutz, Telekommunikation, weitere wirtschaftliche und soziale Projekte.

Die polnische Eisenbahn plant von 2014 bis 2020 das größte Investitionsprogramm ihrer Geschichte. Insgesamt sollen in den Bahnverkehr mehr als 15 Mrd. Euro fließen. Die Infrastruktur wird für Hochgeschwindigkeitszüge vorbereitet und Bahnhöfe werden modernisiert.

Hier als Ergänzung:

Derzeit erneuert die PKP wichtige Bahnstrecken für den Passagierverkehr wie die von Warschau über Gdansk (Danzig) nach Gdynia (Gdingen), die von Wroclaw (Breslau) nach Poznan (Posen) sowie die von Krakow (Krakau) und Katowice (Kattowitz) nach Warschau.

Noch vor Jahresfrist soll die Fahrzeit von Warschau nach Gdynia und auch nach Krakow, Katowice und Wroclaw zum Teil deutlich verkürzt werden. Im Dezember 2014 ist erstmals der Einsatz der von Alstom produzierten Hochgeschwindigkeitszüge "Pendolino" vorgesehen, die mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h fahren können.

 

Die Regierung Polens hat die Bestimmungen verabschiedet, nach denen die EU-Richtlinie zur Liberalisierung des Gesundheitsmarktes in nationales Recht umgesetzt werden soll. Von den entstehenden Synergieeffekten können das polnische und auch das deutsche Gesundheitswesen profitieren. Derweil schreitet die Digitalisierung im Gesundheitssystem Polens voran. Das Land schafft außerdem Kapazitäten zur Betreuung von Senioren, die dort günstiger angeboten wird als in Deutschland.

Die polnische Regierung hat Mitte März den Weg für die Umsetzung der Patientenrichtlinie der EU in nationales Recht frei gemacht. Sie dient der Liberalisierung des Gesundheitsmarktes innerhalb der Union. Inhaltlich bezieht sie sich auf grenzüberschreitende medizinische Leistungen und deren Erstattung durch Krankenkassen und Gesundheitsfonds des Landes, aus dem der Patient stammt.

 

Erhebliche Möglichkeiten bestehen daneben im Bereich der Altenpflege, für die sich ein Markt in Polen zu entwickeln beginnt. Denn diese kann dort ebenfalls kostengünstiger organisiert werden. Das Angebot könnte aufgrund der geografischen Nähe für Deutsche interessant sein. Zu den attraktiven Standorten zählen neben der Ostseeküste mit ihren namhaften Badeorten die traditionsreichen, eleganten niederschlesischen Kurorte. Einige Gebäude dort werden von der Gesellschaft Interferie, die zum Kupferkombinat KGHM Polska Miedz gehört, für die Altenbetreuung renoviert und umgebaut. Die in Niederschlesien vorhandenen Heilquellen lindern verschiedene Leiden zusätzlich.

 

Auch die schlesische Woiwodschaft Opole (Oppeln) hat die Chancen erkannt und will sich auf die Altenbetreuung spezialisieren. Mit den Vorbereitungen solcher Investitionen könnte laut dem zuständigen Vizemarschall der Woiwodschaft, Roman Kolek, noch 2014 begonnen werden. Geplant ist die Schaffung einer "Sonderdemografiezone" (Specjalna Strefa Demograficzna), die Unternehmern aus dem Bereich der Altenpflege Erleichterungen gewähren soll. Personal soll dort akquiriert und ausgebildet, das Dienstleistungsangebot breit angelegt werden. Laut einer Umfrage von TNS Emnid erklärte ein Fünftel der befragten Deutschen, sich

vorstellen zu können, eine Betreuungseinrichtung im Ausland zu wählen.

 

Auch wichtig ist das Thema Atomkraftwerke in Polen. Viel diskutiert, aber inzwischen gibt es Pläne für zwei Atomkraftwerke. Favorisiert sind derzeit die Westküste Pommern und ein Dorf nördlich von Danzig.

Weitere Infos unter www.gtai.com

Frank Bürger, Berlin

Beatrice Repetzki und Marzena Wasilewska-Tourneaux (v. r. n. l.), Foto: Frank Bürger